Vorbereitungstreffen zur interkulturellen Begegnung mit israelischen Pfadfindern

Bereits gegen halb fünf Uhr am Freitagmorgen, noch weit vor der Dämmerung, begann am 21. Februar unsere eindrucksvolle Reise nach Israel. Wir, das sind Viola, Nico und Tim aus der DPSG Augsburg sowie Roswitha, unsere Ansprechpartnerin aus der Jubi Babenhausen, werden gemeinsam mit den christlichen Pfadfindern aus Ibillin eine interkulturelle Begegnung ausrichten.

Nach unserer Landung in Tel Aviv wurden wir von Sohil Saj, bei welchem wir in den folgenden drei Tagen freundlicherweise wohnen durften, herzlich in Empfang genommen. Im Anschluss fuhren wir sogleich mit dem Auto nach Ibillin, welches im arabischen Teil Nordisraels liegt und überwiegend von Muslimen und Christen bewohnt wird. Während der eineinhalbstündigen Autofahrt wurden wir Zeugen der eindrucksvollen Landschaft.

Nach der langen Anreise bereitete uns Sohil ein ausgefallenes Mittagessen mit Taboulé, Reis, Oliven, frischem Pita-Brot und Kafta zu, einem Hackfleisch-Tomatenauflauf. Sodann erkundeten wir gemeinsam mit Sohil das beschauliche Städtchen, sprachen mit den örtlichen Pfadfinderleitern, hörten Erzählungen über die Heilige des Ortes, Mariam Baouardy, und besuchten den Markt des nahegelegenen Örtchen Schefar’am. Überwältigt von den vielen neuen Eindrücken und müde von der langen Anreise begaben wir uns an diesem Abend früh zu Bett, allerdings nicht ohne davor noch eine ordentliche Portion Falafel zu essen.

Der folgende Tag begann früh, schon in den Morgenstunden vernahmen wir das erste der täglichen fünf Gebete des Muezzins, gefolgt von dem der orthodoxen Christen. Nach der morgendlichen Schale Kaffee mit Kardamom besuchten wir zusammen mit Sohil und Jasim, dem Pfadfinderleiter der griechisch-orthodoxen Pfadfinder, ein nahegelegenes Kibbuz, welches einen Campingplatz betreibt und dem Zweck interkultureller Begegnungen gewidmet ist.

Trotz aller Gastfreundschaft und landschaftlicher Besonderheiten kamen wir nicht umhin, die im Land vorherrschende Segregation mitzuerleben. Das Land wird seit der Besetzung durch das Vereinigte Königreich und der anschließenden Staatsgründung Israels 1948 immer wieder von religiösen und politischen Konflikten erschüttert, die soweit führten, dass bis heute Ortschaften und ganze Landstriche nach Ethnien getrennt besiedelt sind. Trotz aller Aktualität dieses Konfliktes gibt es auf allen Seiten der Bevölkerung immer wieder Versuche, die Segregation zu überwinden und Freundschaften über die Religionszugehörigkeit hinaus zu stiften und zu pflegen. Beispiele dafür sind sowohl die Bestrebungen der jüdischen Betreiber des Camps als auch die von Sohil und den Pfadfindern aus Ibillin.

Im Laufe des Tages besichtigten wir Kirchen und Plätze, die der Bibel nach jene Stätten waren, an denen Jesus Wunder wirkte. So besichtigten wir beispielsweise den Ort Tabgha am See Genezareth, an welchem Jesus zwei Laib Brot und drei Fische vermehrte um 5000 Menschen zu ernähren. Abends nahmen wir an einer Gruppenstunde der Pfadfinder von Ibillin teil. Im Anschluss sprachen wir mit den Kindern und Jugendlichen, welche im April nach Deutschland kommen sollten – was nun leider nicht durchführbar war.

Am Sonntag fuhren wir ins nahegelegene Akko, einer alten Hafenstadt am Mittelmeer, in der wir morgens schon Hummus und Fladenbrot frühstückten.

Wir besichtigten auch die al-Jazzar Moschee, die zweitgrößte Moschee in Israel, die unter anderem für ihre meisterliche architektonische Verschmelzung der byzantinischen und persischen Baustile bekannt ist. Am Nachmittag fuhren wir mit Sohil auf die andere Seite der Meeresbucht nach Haifa, die nach Tel Aviv und Jerusalem die drittgrößte Stadt Israels ist. Gerade die atemberaubende Schönheit der Hängegärten von Bahai, dem Weltzentrum der Bahai-Religion und UNESCO Weltkulturerbe, blieben uns besonders im Gedächtnis. Am Abend trafen wir uns ein letztes Mal mit den Pfadfinderleitern von Ibillin und diskutierten bei gutem Essen ausgelassen über die bevorstehende Begegnung.

Hängende Gärten von Haifa

Durch die Reise erhielten wir wichtige Einblicke sowohl in Kultur als auch Lebens- und Arbeitsweise unserer Gastgeber. Zudem konnten wir wichtige Kontakte knüpfen sowie einen Plan für die kommende Begegnung erarbeiten. Aufgrund der aktuellen Maßnahmen zur Bekämpfung von Sars-CoV-2 wird sich unser Projektplan um ein halbes Jahr verschieben. Wir werden unseren geplanten Termin im August beibehalten, die Rückbegegnung in Deutschland ist nun aber erst für das Frühjahr 2021 angesetzt.

Viel Gesundheit und Gut Pfad! Euer Tim